Forschung & Entwicklung
Im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) entwickelten wir im Berichtszeitraum 2018/19 neue Verfahren, forschten an künftigen Produkten und optimierten Produktionsprozesse. Für uns ist der Bereich Forschung und Entwicklung ein wesentlicher Baustein, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum des Unternehmens weiter zu verbessern.
Bis Mitte des Kalenderjahres 2019 lag der Schwerpunkt unserer Arbeiten auf der Weiterentwicklung von metallurgischen Prozessen, speziell in Hinsicht auf die Flexibilität und die Produktivität zum Einsatz kommender komplexer Rohstoffe und Recyclingmaterialien. Hierfür haben wir umfangreiche Versuche im Pilotmaßstab durchgeführt und an Prozessmodellen für künftige Anlagen gearbeitet.
Diese Entwicklungsergebnisse sowie die im Rahmen des internen Wachstumsprojekts Future Complex Metallurgy (FCM) abgeschlossenen Basic Engineering-Teilprojekte, bilden die Grundlage für künftige Investitionen und das interne Wachstum im Zuge unserer Multi-Metall-Strategie.
Am 12.06.2019 beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat, das FCM-Projekt zu stoppen. Das Basic Engineering ergab, dass die Investitionskosten deutlich höher wären als ursprünglich gedacht. Damit war die ursprünglich angenommene Wirtschaftlichkeit des Projekts nicht mehr gegeben.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir zudem an der Verbesserung der Metallausbringung aus der Eisensilikatschlacke und deren Produktqualität gearbeitet. Hierfür wurden u. a. Versuche in unserer Pilotanlage durchgeführt und der metallurgische Prozess validiert. Die Ergebnisse lieferten die Basis für die technische Anlagenplanung.
Wir entwickeln in Abstimmung mit dem Rohstoffeinkauf und in enger Partnerschaft mit führenden Unternehmen aus der Minenindustrie Lösungen für die Verarbeitung von zukünftigen Einsatzmaterialien. Dazu zählen insbesondere komplexe Konzentrate aus neuen Minenprojekten. Unser Ziel ist es, entsprechende Verarbeitungsanlagen zu entwickeln, damit Aurubis diese Konzentrate in seinem Hüttennetzwerk einsetzen kann.
Neben den Projekten unserer Wachstumsstrategie, spielte zudem die Optimierung der bestehenden Kernprozesse eine wichtige Rolle. Wir arbeiteten daran, die Effizienz der Primärkupfererzeugung in Hamburg und Pirdop zu verbessern. So haben wir in diesem Zusammenhang verschiedene Sensoren eingesetzt und diese getestet, um beispielsweise den „Badstand“ im Schwebeschmelzofen, die Qualität des Kupfersteins oder des Eisensilikatgesteins kontinuierlich zu erfassen. Wir nutzen diese Datengrundlage, um die Auswirkungen verschiedener Faktoren auf die Produktion besser zu verstehen und weiter zu optimieren. Durch Modellrechnungen verbesserten wir die Einsatzmaterialien am Schmelzofen und die Anlagenfahrweise der Konverter.
Im Geschäftsjahr 2018/19 beschäftigten wir uns auch mit der Untersuchung von Leckagen an unseren Abhitzekesseln der Primärhütten und des KRS in Lünen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, aus welchen Gründen die Leckagen im abgelaufenen Geschäftsjahr auftraten und wie wir diese zukünftig vermeiden können. Ein bereichsübergreifendes Team identifizierte Gründe und arbeitet aktuell an Lösungen, die Häufigkeit der auftretenden Leckagen deutlich zu reduzieren.
Ein wichtiges Aufgabenfeld im Berichtszeitraum war zudem die Optimierung der Kupferelektrolyse. Durch systematische Untersuchungen der Betriebsdaten und Laborversuche verbesserten wir die Stromausbeute in diesem Bereich der Produktion. Hierfür entwickelten wir ein IT-gestütztes Programm, welches die Vielzahl der Daten aus der Elektrolyse zusammenführt und übersichtlich darstellt. Dies ermöglicht uns die einfachere Kontrolle der Performance der einzelnen Elektrolysezellen.
Vor dem Hintergrund gestiegener Anforderungen an die Zuverlässigkeit im Produktbereich „Automobilsteckverbinder“ forschten wir im Berichtszeitraum an neuartigen Beschichtungstechnologien, die derzeit von Zulieferern getestet werden. Im gleichen Anwendungsbereich arbeiteten wir darüber hinaus an neuen niedriglegierten, hochleitfähigen Kupferlegierungen.
In den letzten Jahren konzentrierten wir uns im Bereich der bleifreien Zerspanungswerkstoffe (BlueBrass-Familie) vornehmlich auf Drahthalbzeuge. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Fokus auf der Ausweitung des BlueBrass-Portfolios im Bandbereich.
Im Bereich Leistungselektronik führten wir einen neuen Werkstoff mit erhöhter Lebensdauer für den Einsatz in Leistungsmodulen in den Markt ein. Darüber hinaus wurden in diesem Geschäftsbereich die weiteren Forschungsaktivitäten mit universitären und industriellen Partnern fortgesetzt. Unser Bestreben ist es, neuartige Werkstofflösungen speziell für die Elektromobilität zu entwickeln.
Für die Zukunft planen wir, den Fokus unserer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit weiter zu schärfen: Ein noch höherer Stellenwert soll der Optimierung der Produktion und der Weiterentwicklung von Produkten zukommen.
Im Geschäftsjahr 2018/19 betrugen die F&E-Aufwendungen im gesamten Aurubis-Konzern 16 Mio. €, verglichen mit 12 Mio. € im Berichtsjahr 2017/18. Wir beschäftigten in diesem Bereich insgesamt 84 Mitarbeiter (Vj. 78) an unseren Standorten in Buffalo, Finspång, Hamburg, Lünen, Olen, Pirdop, Pori, Stolberg und Zutphen.